Am morgigen Donnerstag ist es so weit: Nach 52 Vorrunden-Spielen in der Eishockey-Oberliga Nord starten die EC Hannover Indians bei den Wölfen des EHC Freiburg in die Play-offs um den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Auch wenn die Cracks von Cheftrainer Joe West durch die bittere 3:4-Penaltyniederlage in Leipzig am Sonntag Rang zwei und das ersehnte Viertelfinalheimrecht noch in die ostdeutsche Messestadt abgeben mussten, elektrisiert die fünfte Jahreszeit Fans und Akteure der Großstadtindianer gleichermaßen. Im ewig jungen Duell Nord gegen Süd soll für die Indians vor allem die Stimmung am Pferdeturm zum Faustpfand werden, um die Vergleiche mit den Breisgauern erfolgreich gestalten zu können.
Mindestens vier Mal werden sich Freiburg und Hannover nun gegenüber stehen, frühestens dann ist in der Serie Best of seven eine Entscheidung gefallen, wer sich weiterhin Hoffnungen auf den Zweitliga-Aufstieg machen darf. Los geht das Duell Süd-Zweiter gegen Nord-Dritter am morgigen Donnerstag (20.03.2008) um 20.00 Uhr in der Freiburger Franz-Siegel-Halle, ehe an Ostersamstag das hannoversche Eisstadion am Pferdeturm Schauplatz für das zweite Match ist (22.03.2008, 20.00 Uhr). An Ostermontag geht es für den ECH dann wieder Richtung Süden, wo am Abend Spiel drei in Freiburg ansteht (24.03.2008, 18.30 Uhr). Zwei Tage später bestreiten die Großstadtindianer ihr zweites Heimspiel (26.03.2008, 20.00 Uhr, Eisstadion am Pferdeturm Hannover). Sollte danach zwischen beiden Teams, die sich in den Duellen der Vorrunde jeweils einmal durchsetzen konnten der ECH gewann am Pferdeturm 2:1, unterlag mit dem letzten Aufgebot in Freiburg kurz vor Jahreswechsel aber 3:5 noch immer kein Sieger gefunden sein, biegt das Viertelfinale am 28.03.2008 in Freiburg auf die Zielgerade ein (20.00 Uhr). Spiel sechs fände erforderlichenfalls zwei Tage später (30.03.2008, 19.00 Uhr) am hannoverschen Pferdeturm statt. Falls die Serie über die volle Distanz von sieben Spielen geht, hätten die Freiburger Wölfe am 01.04.2008 um 20.00 Uhr den Vorteil, den Showdown vor eigenem Publikum bestreiten zu dürfen.
Doch egal wie lange sich die EC Hannover Indians und die Freiburger Wölfe im Viertelfinale duellieren sollten, sicher ist schon jetzt, dass diese Begegnungen zum intensivsten gehören dürften, was die Oberliga-Play-offs 2008 zu bieten haben (die anderen Paarungen lauten Leipzig gegen Füssen, Dresden gegen Kaufbeuren und Bad Tölz gegen Weiden). Auf der einen Seite die junge Truppe von Hannovers Coach Joe West, die gestützt auf wenige Routiniers wie Bryan Phillips und die Goalgetter Kyle Doyle und Jamie Chamberlain vor allem durch Fighting Spirit und unbändigen Siegeswillen zu überzeugen weiß. Dem gegenüber stehen die Wölfe des EHC Freiburg, deren Team zu den erfahrensten der gesamten Liga gehört und zudem technisch überaus beschlagen ist. Namen wie Tom Herman, Antti Karhula (zusammen 106 Scorerpunkte in der Hauptrunde) oder der tschechische Extraliga-Veteran Roman Kadera der 35-Jährige gehörte beim HC Vitkovice, dem HC Trinec und Slavia Prag lange Jahre zu den Topspielern seines Heimatlandes und spielte kurzzeitig auch für den SC Rapperswil-Jona in der Schweizer Nationalliga A stehen für enorm viel Talent und Durchschlagskraft im Angriff. Die wird im Team von Trainer Peter Salmik noch verstärkt durch Petr Mares. Der 28-Jährige, der auch schon für den SC Bietigheim-Bissingen in der 2. Bundesliga auflief, verbuchte in 51 Vorrundenspielen 112 Punkte (53 Tore) und landete damit in der ligaweiten Topscorer-Wertung auf Rang zwei hinter Füssens Shootingstar Garrett Festerling (120 Zähler in 45 Matches).
A propos Shooting: Auch in der Abwehr kann Freiburg auf überaus schussstarke und torgefährliche Akteure zurückgreifen, die mit dafür sorgen, dass das Wölfe-Powerplay derzeit durchschlagskräftiger ist als das der Indians (die Freiburger Erfolgsquote liegt zu Beginn der Play-offs bei 22,22 %, während der ECH auf einen Wert von 21,23 % kommt). Der Ex-Füssener Jeff White und Turo Virta im Vorjahr noch im Dress der Blue Devils Weiden zum Verteidiger des Jahres gewählt werden nach durchwachsener Vorrunde ihre Leistung sicher nochmals zu steigern suchen, obschon die bisherige Bilanz von 49 Punkten und 17 Toren in 54 Vorrundenspielen (White) bzw. 45 Zähler und 13 Tore in 51 Matches (Virta) durchaus beachtlich ist. Die nötige Routine bringen zudem Benjamin Wildgruber (ETC Crimmitschau) und Petr Bares (Schwenninger Wild Wings), zwei zweitligaerfahrene Akteure, in die Abwehr.
Angesichts der hochkarätigen Freiburger Besetzung wird es für die als Außenseiter ins Viertelfinale startenden Indians vor allem darum gehen, mit kompromisslosem, diszipliniertem und körperbetontem Spiel den Aktionsradius des technisch sicher im Vorteil befindlichen Wölfe-Ensembles einzuschränken. Besonders gespannt darf man in diesem Zusammenhang auf das Aufeinandertreffen von Adam Spylo und Josiah Anderson sein. Der Freiburger Spylo, der bei seinem ersten Engagement in Deutschland 2003/04 ebenfalls in Freiburg in der DEL kurzzeitig mit dem Nachnamen seiner Mutter, Nittel, auf dem Trikot auflief, steht in dem Ruf, kein Kind von Traurigkeit zu sein. In 448 Karrierespielen quer durch Nordamerikas Minor Leagues, Italien und Deutschland sammelte der 29 Jahre alte Deutsch-Kanadier 1.966 Strafminuten. In den anstehenden Ausscheidungsspielen soll der Stürmer vorrangig dafür sorgen, dass Freiburgs Filigrantechniker genügend Freiraum haben, doch verfügt Spylo durchaus auch über vereinzelt aufblitzende Scoringqualitäten.
Im Vergleich zu Spylos Bilanz wirken die 180 Strafminuten, die Josiah Anderson in seiner Debütsaison für den ECH gesammelt hat, bescheiden. Und doch spielt der 21-Jährige Deutsch-Kanadier, der bei seinem ersten Engagement in Europa auf Anhieb 28 Scorerpunkte (17/11) in 49 Einsätzen verbuchen konnte und auch in den kommenden beiden Jahren für die Indians auflaufen wird, eine entscheidende Rolle im Team der Großstadtindianer. Mit einer Körpergröße von 1,93 Metern und einem Gewicht von 108 Kilogramm verfügt er über Gardemaß, das er in den Zweikämpfen auch entsprechend einzusetzen weiß.
Neben der nötigen körperlichen Präsenz, Disziplin und Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor wird für die EC Hannover Indians in den Play-offs auch viel davon abhängen, wie der Start in die Serie verläuft. Gelingt zum Auftakt in Freiburg eine Überraschung, wäre dies ein wichtiges Signal für Moral und Selbstbewusstsein in den weiteren Viertelfinalspielen. Auch wenn die Trauben gegen die Breisgauer insgesamt hoch hängen, werden Seppi Staltmayr, Kyle Doyle, Roman Kondelik und Co. ab morgen also noch einmal einen Gang hoch schalten und alles dafür geben, sich als Außenseiter gegen die favorisierten Freiburger Wölfe durchzusetzen getreu dem Motto: Nichts ist unmöglich... Hannover!